Marcel Proust – Lektüre und Intermedialität
Volker Roloff
Prousts Ästhetik der Lektüre führt zu einer Reihe medienwissenschaftlicher Studien, die den Zusammenhang von Lektüre und Intermedialität aufzeigen. Die Recherche erscheint als Lektüre- und Theaterroman, der das Zusammenspiel und die Wechselbeziehungen verschiedener Künste und Medien veranschaulicht: die Korrespondenz der Sinne, die Synästhesie, Traumszenarien und eine figurale Ästhetik, die aktuelle Medien- und Wahrnehmungstheorien inspiriert und zugleich das Spektrum der Proust-Lektüren erweitert.
Der vorliegende Band ist darauf angelegt, den Leitgedanken einer intermedialen Ästhetik der Lektüre in der Recherche durch konkrete Beispiele zu veranschaulichen. Es geht um Orte (Heterotypien) und Zeiten der Lektüre, das imaginäre Theater, das die Figuren als Leser prägt, fasziniert und verwandelt – und die Wege, die vom Erzähler selbst zu einer neuen Konzeption des künftigen Lesens und Schreibens führen. Dabei werden die historischen Zusammenhänge, die Tradition der Lektüreromane, die Beziehungen zum Theater (u.a. Prousts Nähe zu den Avantgarden) und zu den Medienumbrüchen am Anfang des 20. Jahrhunderts ebenso berücksichtigt wie die Wirkung der Recherche, besonders ihrer Ästhetik der Lektüre, in der Literatur, Philosophie und den Medientheorien des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart.