Marlene Streeruwitz
Günther Höfler, Gerhard Melzer
Im Jahr 1990 ereignete sich DIE Entdeckung in der deutschen Theaterlandschaft: Marlene Streeruwitz, von der bis dato noch kein Stück aufgeführt worden war, die ’nur‘ als Hörspielautorin bekannt war, wurde in der Zeitschrift Theater heute als hoch interessante Nachwuchsdramatikerin namhaft gemacht. Ihre Theatertexte, die sie zum Teil seit 1987 geschrieben hatte, erschienen sodann in kurzen Abständen bei Suhrkamp und wurden viel gespielt. Die Stücke, beginnend mit Waikiki Beach 1992, kennzeichnet sämtlich ein Gestus der Verweigerung: sie bieten keine Identifikationsmöglichkeiten, sperren sich durch sprachliche Brechungen gegen Vereinnahmung und attackieren die gegebenen Machtverhältnisse und deren Täter-Opfer-Rituale. Besonders stellen sie ihre eigene ‚Theaterhaftigkeit‘ aus, die sie davor bewahrt, von der Konvention eines Theaters als Verführungsanstalt absorbiert zu werden. Da sie ihre Ziele aber im Rahmen der gegebenen Theaterbedingungen nicht adäquat verwirklichen konnte, begann die Autorin Romane zu schreiben (Verführungen, 1996), um, wie sie sagt, ‚mit dem Leser und der Leserin selbst zu verhandeln‘, und zwar in ihrer Sprache des Aufdeckens, mit der erst darstellbar ist, welche Arbeit es bedeutet, Frau zu sein, bzw. die das literarische ›Forschungsprojekt des Ich‹ realisierbar macht, dessen vorläufig letzter Teil der Roman Entfernung (2007) ist.
Der Dossier-Band bündelt in wissenschaftlichen Originalbeiträgen die zentralen Aspekte des umfangreichen Streeruwitz’schen Werkes, sie umfassen das Theaterschaffen, die Poetik, die Prosaveröffentlichungen sowie bisher in der Forschung kaum berücksichtigte Gesichtspunkte wie den Bezug zur Oper. Ein aktuelles Interview mit der Autorin leitet das Dossier ein, das im weiteren eine kurze Werkbiographie, einen Rezensionsspiegel sowie eine umfangreiche Bibliographie bietet.
BeiträgerInnen: Hildegard Kernmayer, Alexandra Millner, Bettina Rabelhofer, Manfred Mittermayer, Dagmar Lorenz und Elisabeth Tropper.