Masern und Multiple Sklerose
Eine serologische Analyse
H.J. Bauer, P.G. Höher, E.K. Kuwert
Seit dem Nachweis erhöhter Masern-Antikörper bei Multiple Sklerose Kranken durch ADAMS und IMAGAWA 1962 ist die Bedeutung ubiquitärer, in einer frühen Lebensperiode stattfindender Virusinfektionen ein Zentral problern der Ursachenforschung über die Multiple Sklerose (MS) geblie ben. ERNST KUWERT war einer der ersten Forscher, die diese Frage ernst haft in Angriff genommen haben, und es gibt wohl kaum einen, der sie mit vergleichbarer Konsequenz und Beharrlichkeit weiter verfolgt hat. Aus der großen Zahl der Studien über die Frage Masern und MS, die von statistischen Erhebungen bis zum Nachweis spezifischer Virusnuklein säuren ein breites Spektrum serologisch-immunologischer Verfahren um fassen, resultierten Divergenzen, die noch weiterbestehen. Ein fundiertes Ergebnis zeichnet sich aber ab: die Häufigkeit höherer Titer im Blut und Liquor gegen Masern als gegen andere Virusinfektionen und ein Titer anstieg im akuten Stadium der MS. Zusammen mit einem seiner engsten Mitarbeiter, P. G. HÖHER, hat KUWERT in dem Buch „Masern und Multiple Sklerose, eine serologische Analyse“ die umfangreichen Ergebnisse einer vieljährigen Studie zusam mengefaßt. Anhand der Ergebnisse von Untersuchungen an 1275 Proban den unter Verwendung verschiedener Testsysteme und der Antigene von 21 Virusarten wurde nachgewiesen, daß bei der MS erhöhte Titer gegen verschiedene Virusarten auftreten können, daß aber im Verlauf des Ner venleidens MS ausschließlich Masernvirus-Antikörper ansteigen und daß besonders Antikörper gegen Nukleoproteine und Hämolysin die akute Phase dieser Erkrankung kennzeichnen.