Mathematische Fähigkeiten in der Sekundarstufe I
Michael Pirr
In den großen Schulleistungsstudien wie PISA, aber auch in kleinen längs- und querschnittlichen Untersuchungen zeigten Schülerinnen und Schülern der Sekun-darstufe eine große Leistungsstreuung und eine bedenklich große Anzahl derjeni-gen, die die Lernziele nicht erreichten. Die Defizite der curricularen Leistung könnten Ergebnis der defizitären grundlegenden Zahl-Größen-Kompetenzen gewesen sein. Vorschulische Zahl-Größen-Kompetenzen gelten seit langem als Prädiktor für die Mathematikleistung. Deshalb wurden in den letzten Jahren die Untersuchungen der Entwicklung dieser grundlegenden mathematischen Fähigkeiten im Vor- und Grundschulbereich sukzessiv erweitert. Im Sekundarstufenbereich fehlen solche Untersuchungen bisher. Um diese Lücke zu schließen wurden bei Schülerinnen und Schülern der Jahrgangstufen 5 bis 13 grundlegende Zahl-Größen-Kompetenzen und das Konventions- und Regelwissen erhoben. Bei Schülerinnen und Schülern der Jahrgangstufen 7 und 8 wurden zusätzlich die curricularen Leistungen durch einen DEMAT Mathematiktest erhoben.
Die grundlegenden Zahl-Größen-Kompetenzen und das Konventions- und Regel-wissen waren bei höheren Jahrgangsstufen besser. Beide scheinen sich bis zur Jahrgangsstufe 10 zu verbessern. Schülerinnen und Schüler am Gymnasium waren den anderen Schulformen um zwei bis drei Schuljahre voraus. Auch bei den durch Lehrpläne vorgegebenen curricularen Mathematikfähigkeiten zeigten die GymnasiastInnen deutlich bessere Leistungen als die Schülerinnen und Schüler anderer Schulformen.Schulformübergreifend fanden sich weiterhin noch große Defizite, beispielsweise bei einfachen Bruchrechnungen und Termen in Klasse 7, 8 und 9. Die Zahl-Größen-Kompetenzen und das Konventions- und Regelwissen der Lernenden in diesen Jahrgangsstufen leisteten zudem einen bedeuteten Beitrag zur curricularen Leistung im DEMAT.
Die Ergebnisse stützen die Vermutung, dass Zahl-Größen-Kompetenzen mit dem Ende der Grundschule noch nicht fertig ausgebildet sind und in engem Zusammenhang mit curricularen Mathematikleistungen stehen.
