Mehrsprachigkeitsprobleme in der Europäischen Union
Eine empirische und theoretische Analyse von EuGH-Urteilen aus sprachwissenschaftlicher Perspektive
Kerstin Loehr
Die Europäische Integration schreitet voran. Nicht nur die Qualität der europäischen Beziehungen wird also in Zukunft weiter steigen, sondern auch die Quantität der Vertragspartner und damit der aufeinandertreffenden Sprachen. Die Mehrsprachigkeit in den verbindlichen europäischen Verträgen wird sich damit stärker noch als heute zu einem drängenden Problem entwickeln. Wie sieht das Sprachenproblem in der EU aus? Wie versuchen die nationalen Gerichte der Mitgliedstaaten einerseits und der EuGH andererseits, es zu bewältigen? Gelingt es trotz der divergierenden nationalen Rechtsordnungen, ein einheitliches Gemeinschaftsrecht zu schaffen? Mit diesem Fragenkomplex setzt sich die Arbeit auseinander. Zunächst werden anhand einer praktischen Analyse ausgesuchter EuGH-Urteile die Arten sprachlicher Probleme im Gemeinschaftsrecht systematisiert und erläutert. Dabei werden hauptsächlich Rechtsfälle aus Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und Spanien berücksichtigt. Auf diesem Hintergrund wird untersucht, ob sich im Umgang des EuGH und nationaler Gerichte mit diesen Begriffsproblemen ein Regelwerk erkennen läßt oder ob eine Methodenlehre der Wortauslegung für das Europäische Gemeinschaftsrecht noch geschaffen werden muß.