Mentoring als Möglichkeitsraum
Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Mentoringprogramms für Studentinnen mit Behinderung
Mechthild Bereswill, Rafaela M. Pax, Johanna Zühlke
Im deutschsprachigen Raum haben Konzepte des Mentoring in den letzten zehn Jahren insbesondere im Bereich der Hochschulen an Bedeutung gewonnen. Eines
der Hauptanliegen von Mentoring ist derzeit die Frauenförderung, insbesondere im akademischen Feld und im Bereich der Führungspositionen. Dabei mischen sich die Zielsetzungen sehr häufig, indem einerseits auf mehr Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit und andererseits auf mehr Leistungsfähigkeit durch eine Erhöhung der Diversität von Belegschaften gesetzt wird.
Im Fokus der vorliegenden Längsschnittstudie MentEva steht ein gegenwärtig noch einzigartiges Mentoringangebot für Studentinnen und Nachwuchswissenschaftlerinnen,
das vom Hildegardis-Verein e.V. in Bonn konzipiert und durchgeführt wurde. Das erste bundesweite „Mentoring- Programm für Studentinnen mit Behinderung“ wurde ab 2008 je ein Jahr lang für drei Jahrgänge angeboten und mit finanzieller Unterstützung der Conterganstiftung für behinderte Menschen durchgeführt. Neben der Tatsache,
dass es bislang kein Mentoring gab, das sich ausdrücklich an Akademikerinnen richtet, die mit einer Behinderung leben, ist ein weiteres Spezifikum des Konzepts dessen sehr offene Gestaltung.
Die Teilnehmenden selbst sind aufgefordert, in sogenannten Tandems miteinander auszuhandeln, welche Unterstützungswünsche eine Mentee hat und wie eine
Mentorin oder ein Mentor sie über das Jahr hinweg am besten begleiten kann. Das Konzept setzt ausdrücklich bei den Stärken und den persönlichen Bedürfnissen der beteiligten Personen an. Mit diesem Ansatz unterscheidet sich das Mentoring von gängigen, zumeist speziell auf den Karriereaspekt fokussierten Programmen.
Das vorliegende Buch fasst zentrale Ergebnisse der im März 2013 abgeschlossenen Studie zusammen.Zunächst wird ein kurzer Überblick über die Forschungslandschaft zu Mentoring, mit besonderem Augenmerk auf geschlechtertheoretische Ansätze, gegeben. Anschließend wird das untersuchte Mentoringkonzept vorgestellt und das Untersuchungskonzept der Studie dargelegt, um dann zentrale Ergebnisse zur Diskussion zu stellen.