Mit Kindern denken
Gespräche im Kita-Alltag
Sabine Hebenstreit-Müller, Frauke Hildebrandt
Nachdenken mit Kindern, gemeinsam überlegen, in den Dialog miteinander gehen – all dies ist wünschenswert und wird sicherlich von niemandem in Zweifel gezogen, passiert jedoch im pädagogischen Alltag viel zu selten. Das kann viele Gründe haben: mangelnde Zeit und Ruhe, um ins Gespräch mit Kindern zu gehen, aber auch Gelegenheiten, die nicht gesehen und genutzt werden. Und manchmal fehlt das schlichte Know How, das Wissen darum, wie man`s macht, wie man einen Dialog in Gang setzt, Fragen der Kinder aufgreift und im Gespräch erweitert.
Dialog, das bedeutet Interaktion auf Augenhöhe, eine, die nur gelingen kann, wenn nicht nur das Kind ernst genommen wird, sondern auch der Erwachsene sich aktiv und als Mit-Denkender und Handelnder einbringt. Damit muss auch ein – falsches – Verständnis von Selbstbildungsprozessen hinterfragt werden wie es sich in den letzten Jahren vielerorts gebildet hat. Danach wird darauf vertraut, dass die Kinder sich am besten selbst und ohne die Einwirkung der Erwachsenen entwickeln. Die Bedeutung der Interaktion mit Erwachsenen und ihre Rolle für das kindliche Lernen geraten dabei tendenziell in den Hintergrund. Im angloamerikanischen Raum ist hier die Rede vom „Early Childhood Error“.
In diesem Band wollen wir die Relevanz der Interaktion von Erwachsenen und Kindern beim gemeinsamen Denken und Nachdenken stark machen. Deutlich wird: die Interaktion mit Erwachsenen bedeutet einen erheblichen Mehrwert für die kindliche Entwicklung. Dies allerdings nur, wenn die Interaktion selbst eine bestimmte Qualität darstellt. Diese zu beschreiben und dabei zugleich auf Forschungsdefizite hinzuweisen ist ein Anliegen dieser Publikation.