Mit Rose und Besen
Gedanken eines Strassenwischers
Michel Simonet
Michel Simonet lässt im vorliegenden Buch unter die orange Arbeitskleidung eines Strassenwischers blicken. Er trägt diese Kleidung mit Stolz, mit Freude. Er strahlt Ruhe aus, Heiterkeit, aber auch einen Hauch von Ironie. Eine tiefe, bescheidene Freude, die Freude des Gläubigen und des Gelehrten. Er sieht sich als freier Christ mit dem «Glauben des Arbeiters». Unser Strassenwischer hat nichts Pedantisches an sich, aber er ist sich seines kulturellen Kapitals durchaus bewusst. Dieses erkennt man an seiner Beziehung zur Arbeit, sei sie intellektuell oder manuell.
Und Simonet lehrt uns das Sehen: Diese armen Touristen; die Köpfe nach oben, wandern sie durch die historischen Zentren. Sie werden nie erfahren, dass das städtische Gefüge nicht in erster Linie architektonisch ist, sondern sozial. Die wahren Kenner gehen durch die Stadt mit auf den Boden gerichteten Augen: eine Zigarette, eine Dose, ein Kondom, eine getrocknete Blume … und am Ende ein ganzes Volk, hunderte Geschichten von Liebe, Einsamkeit und Freundschaft. Und wie immer ist die Suche schöner als das Ziel.