Mohammed und die Christen
im Islambild zeitgenössischer und muslimischer Apologeten
Rüdiger Braun
Die historisch kaum rekonstruierbaren Jahre vor der prophetischen Berufung Mohammeds (570 – 610) und seine Kontakte zu arabischen Christen haben christliche Autoren im Libanon und in Syrien zu weitreichenden Spekulationen über die Gestalt frühislamischer Verkündigung veranlasst. Furcht vor religiösem Identitätsverlust, konfessionelle Verunsicherung und gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen führten während des libanesischen Bürgerkriegs (1975-1990) zum Aufle-ben dieser abgrenzungsgesteuerten Apologetik und Polemik. Die daraus erwachsene literarische Produktion konzentriert sich im wesentlichen auf mögliche Kontakte des arabischen Propheten zu Juden und Christen. Ihre Darstellungen beeinflussen bis in die Gegenwart hinein die Selbst- und Fremdwahrnehmung vieler orientalischer Christen. Und auch auf muslimi-scher Seite blieben diese Veröffentlichungen nicht ohne Antwort.
Der Autor macht die Leser mit den apologetischen Islambildern beider Seiten vertraut, um schließlich die Auseinandersetzung um die traditions-geschichtlichen Zusammenhänge von arabischem (Juden-)Christentum und frühem Islam an Hand von gegenwärtigen Hypothesen der wissen-schaftlichen Forschung auf einer systematisch-theologischen Ebene zu führen. Damit leitet er sowohl zu einer verantwortlichen Glaubensapologe-tik als auch zu einem sachlichen Glaubensdialog an, wobei diese Auseinandersetzung eine selbstkritische Reflexion der jeweils eigenen Geschichte und Wesensbestimmung einschließt.