Mord auf Befehl
Wild Bull Turner und die Moral der Macht
Paul Quincy
1779: Mit unguten Gefühlen verlässt William Turner Antigua, weil die dort kommandierenden Admirale sich keine Zeit für ein Kriegsgerichtsverfahren gegen ihn nehmen. Die Ungewissheit, wie es mit seiner Karriere weitergehen wird, ist bedrückend. Er macht sich auf eine lange, mühselige Überfahrt als Eskorte eines Geleits gefasst, dessen Ziel England ist. Da erscheint es ihm fast wie eine Befreiung, dass er eine neue Order erhält, in der er aufgefordert wird, einen Stützpunkt der amerikanischen Freibeuter mit Feuer und Schwert auszuheben. Nachdem er diese Aufgabe mit Glück und Bravour erledigt hat, segelt er nach New York, um dort die Gefechtsschäden an seinem Schiff beseitigen zu lassen. Auf der Reede vor Manhattan erwartet ihn eine Nachricht aus London vom Chef des Geheimdienstes persönlich, der ihn auffordert, den Residenten Hinkie zu liquidieren, weil dieser zum Verräter geworden ist. Das stürzt Turner in einen ernsthaften Gewissenskonflikt. Jemanden im Kampf zu töten, das gehört zu seinem Beruf; auch einen Mann im Duell zu töten, der seine Ehre angetastet hat, würde sein Gewissen nicht belasten, aber jemanden aus dem Hinterhalt zu meucheln, dagegen sträubt sich seine Moralvorstellung. Wie wird er diesen Konflikt lösen? Dann wird auch noch im Laderaum der Ville de Rouen sein Zahlmeister brutal ermordet. Anfangs scheint klar zu sein, wer die Täter waren, aber bei der Vorverhandlung macht ein gesetzeskundiger Commander den beteiligten Offizieren klar, dass es auch andere mögliche Täter gibt, die durchaus ein Motiv und die Gelegenheit hatten, die Untat zu begehen. Weil er die Schäden in New York nicht beseitigen lassen konnte, muss William Turner mit dem unangenehmen Gefühl zur Werft in Halifax auf Nova Scotia auslaufen, dass es an Bord seines Schiffes einen Mann – oder sogar mehrere – gibt, der einen Mord auf dem Kerbholz hat. Wie gut, dass Lady Jane ihn tröstet und ihm hilfreich zur Seite steht.