Mozart in Salzburg
Ein Ort für sein Talent
Manfred H Schmid
Mozart in Salzburg – die Episode zwischen 1756 und 1781 steht üblicherweise für das Ableisten von Frondienst unter Fürsterzbischof Colloredo und endet mit dem Fußtritt eines Hofbeamten, der den Ausnahmemusiker endgültig aus der Stadt verabschiedete. In die Geschichte und Forschung sind Mozarts Salzburger Jahre also eher als Mesalliance denn als befruchtende Beziehung eingegangen. Kein Wunder, erging sich Mozart selbst oft in seinem Hass auf die Stadt und auch darin, „daß Salzburg kein ort für mein Talent ist!“ Dass die Beziehung so eingleisig nicht war, zeigt der ausgewiesene Mozart-Experte Manfred Hermann Schmid in seinem neuen Buch. In verkleinertem Maßstab bot der Bischofssitz an der Salzach als ideale Schnittstelle zwischen Italien und Deutschland nämlich alle musikalischen Aktivitäten einer Residenzstadt – Kirchenmusik, italienische Oper (wenn auch nicht ständig), deutsches Singspiel, Pantomime, Orchester- und Kammermusik sowie öffentliche Tanz- und häusliche Klaviermusik. Dass Mozart zeitlebens in allen musikalischen Gattungen gleichermaßen zuhause war, dankte er den Salzburger Verhältnissen. Und dass die Verhältnisse überschaubar waren, erwies sich für einen dem Wunderkindalter entwachsenen Musiker als Glücksfall. So entstanden in Salzburg Meisterwerke wie die kleine g-moll-Sinfonie, die Krönungsmesse, die Haffner-Serenade und sämtliche Violinkonzerte. Mit historischen, psychologischen und musikanalytischen Fakten tritt Schmid den Beweis an, dass Salzburg mehr ist als Mozarts Geburtsort: ein Ort für sein Talent.