Mühlhausen
Bethlehem und Melusine
Herwig Brätz
Zur Zeit der Gründung von Mühlhausen war das Christentum noch gar nicht auskristallisiert – der Missionseifer der Deutschordensritter und des Heiligen Kilian mag groß gewesen sein und manch armer Teufel oder manch arme Hexe wird im Teufelsbad oder im Badekorb von Mühlhausen gequält worden sein, doch mit heutigem Christentum hatten diese im Stadtplan verewigten Geschichten nicht allzu viel gemein.
Was wiederum zeigt, dass die reale Geschichte anders verlaufen ist, als in den Lehrbüchern erzählt wird.
Im Konflikt zwischen den Templern (sowie dem Deutschen Orden) und dem französischen König Philipp II. ist letzterer (der „Pferdefreund“) auf der Seite des Paulus-Pegasus, dessen Theologie sich am Ende mit dem Brief an die Römer und dem verstümmelten Neuen Testament durchsetzt. Der Brief an die Römer, den Martin Luther als „Herzstück“ des Neuen Testamentes rühmte, kann erst um 1500 verfasst worden sein. Nicht zufällig wird darin die Anlage von Städten als Bild von Mensch und Tier verdammt.
Der herrlich durchkomponierte Stadtplan von Mühlhausen beweist zudem, dass die Stadt gar keine Jahrhunderte lange Vorgeschichte hatte, sondern – wohl bis auf das „Mühldorff“ (Alten-Mühlhausen mit der Georgikirche) – in einem Zug geplant wurde. Die Errichtung der einzelnen Bauwerke mag sich hingezogen haben, aber um die Einhaltung des Bauplans kümmerten sich die Deutschordensritter.