Mündliche Literatur der Kurden in den Regionen Botan und Hekar ^ i
Lokman Turgut
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der mündlichen Literatur der Kurden in den Regionen Hekari und Botan. Die Forschungen über die kurdische mündliche Literatur sind – trotz zahlenmäßiger Zunahme in den letzten Jahren – unzureichend; abgesehen von wenigen Ausnahmen, die zumeist religiöse Minderheiten betreffen, fehlen insbesondere ausführliche Arbeiten über die Traditionen bestimmter Kulturräume. Aus diesem Grunde besitzt diese Untersuchung auch den Status einer Pionierarbeit.
Bis zur Verbreitung der audiovisuellen Medien in Kurdistan waren die traditionellen Formen der Überlieferung für die mündliche Literatur und Künste ausschlaggebend. Der französische Reisende Pierre Amédée Jaubert beobachtete in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts in Kurdistan, dass die Erzähler und Unterhalter wichtige Figuren der gesellschaftlichen Unterhaltungen waren. Auch heute noch werden wir Zeuge, dass in Kurdistan Zuhörer von den Erzählern der Kriegsgesänge, Liebesgeschichten oder Legenden verzaubert oder durch einen schnellsprechenden Lustigmacher unterhalten werden. Kurdische Sprache und ihre Verwendung ist die wichtigste Seite der kurdischen mündlichen Literatur; sie ist ein Teil jenes Konstrukts einer traditionellen Vergangenheit, welche für die Bildung eines nationalen Bewusstseins grundlegend ist.