Musik im klassischen ,Film noir’
Janina Müller
Die Studie beleuchtet die Rolle der Musik in Hollywoodfilmen der 1940er und 1950er Jahre, die französische Filmkritiker nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Film „noir“ tauften. Gegenüber dem klassischen Erzählkino prägt der Film noir eine Reihe von Besonderheiten aus. Dazu gehört seine thematische Vorliebe für die Schattenseiten zwischenmenschlicher und gesellschaftlicher Beziehungen, der Einsatz von subjektivierten Erzählverfahren und eine expressive Raumgestaltung. Seine Musik, die mit Komponisten wie Miklós Rózsa, Roy Webb, George Antheil, Adolph Deutsch, Max Steiner und Henry Mancini verbunden ist, greift sowohl harmonische Stilmittel aus dem Epochenfeld zwischen Spätromantik, Impressionismus und Moderne als auch Einflüsse der populären Musik und des Jazz auf. Das stereotype Bild von Hollywoods Filmmusik der „goldenen Ära“ als einer spätromantisch verhafteten Praxis ist mit Blick auf diesen stilistischen Eklektizismus revisionsbedürftig.
Hier setzt die Arbeit an, um auf der Basis von filmmusikalischen Quellenstudien einen Einblick in die facettenreiche musikalische Charakteristik des Film noir zu geben. Im Fokus steht eine Auswahl von filmgeschichtlich ausgezeichneten Produktionen, darunter John Hustons „The Maltese Falcon“ (1941), Howard Hawks’ „The Big Sleep“ (1946), Robert Siodmaks „The Killers“ (1946) und Nicholas Rays „In a Lonely Place“ (1950) bis hin zu Billy Wilders Hollywoodsatire „Sunset Boulevard“ (1950) und Orson Welles’ „Touch of Evil“ (1958).