Musikforschung – Faschismus – Nationalsozialismus
Referate der Tagung auf Schloss Engers (8. bis 11. März 2000)
Winfried Baumgart, Ludwig Finscher, Isolde von Foerster, Christoph Hust, Christoph H Mahling, Pamela M Potter, Anja Vorrath
In diesem Band werden die Referate der Tagung über Musikwissenschaft1 im Nationalsozialismus
und in faschistischen Regimen — veranstaltet vom Musikwissenschaftlichen
Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Verbindung mit
der Gesellschaft für Musikforschung und der Landesmusikakademie Rheinland-Pfalz,
abgehalten im März 2000 auf Schloss Engers — sowohl dem Fach als auch der
öffentlichen Diskussion vorgelegt. Eine neue, differenzierte Aufarbeitung der Verstrickungen
von Musikforschung und totalitären Regimen im Europa des letzten
Jahrhunderts war überfällig — das zeigte die Resonanz, die die Tagung in den
Medien fand (dem sonstigen Schattendasein unseres Faches in der öffentlichen Wahrnehmung
zum Trotz), ebenso wie die ähnlich gelagerten Bemühungen anderer
historischer Wissenschaften um eine Rückschau auf ihre jeweilige Fachgeschichte.
Dass es der Musikwissenschaft erspart blieb, einmal mehr mit den Worten Anselm
Gerhards zur ‚verspäteten Disziplin‘ zu werden, was die Auseinandersetzung mit der
eigenen Vergangenheit betrifft, das verdankt sie nicht zuletzt Pamela M. Potter und
Willem de Vries, deren Publikationen vor wenigen Jahren den Stein abermals ins
Rollen brachten. Seither informierten einzelne Beiträge in Sammelbänden (herausgehoben
sei Musikwissenschaft — eine verspätete Disziplin? Die akademische Musikforschung
zwischen Fortschrittsglauben und Modernitätsverweigerung, hrsg. von
Anselm Gerhard, Stuttgart und Weimar: Metzler 2000) und in einschlägigen Periodika
über jenen meist unerfreulichen Bestandteil der Fachgeschichte. Parallel setzte
sich in der Geschichtswissenschaft die Diskussion mit konstanter Intensität fort, zeitweilig
bei gleichbleibendem sachlichem Niveau maßgeblich ins Internet bzw. in die
Mailingliste H-SOZ-U-KULT verlagert.
Mit diesem Band leistet die Gesellschaft für Musikforschung nun, erstmals in
einer Aufsatzsammlung auf das Thema spezialisiert, einen weiteren Beitrag zu jener
Diskussion.