Mystiker, Magier, Theosoph, Theurg:
Alexander Skrjabin und seine Zeit
Marina Lobanova
Alexander Skrjabin ist unbestritten ein „Klassiker“ Neuer Musik. Die musikgeschichtliche und philosophische Einschätzung des Komponisten unterliegt aber noch immer einem verzerrten Blickwinkel. Sein Werk wird vor dem Hintergrund musikalischer Standards bewertet (und auch gelobt) oder als etwas Sonderbares und Esoterisches dequalifiziert. In der ehemaligen Sowjetunion fiel das Urteil über Skrjabin ebenso hilflos aus: Den einen war er „Reaktionär“ – den anderen ein ins Überhöhte stilisierter „echter Dialektiker“. Hier setzt die Musikwissenschaftlerin, Marina Lobanova, mit ihrer Monographie über die Gedankenwelt Alexander Skrjabins an. Sie systematisiert die mystisch-philosophischen und kompositionstechnischen Aspekte in Skrjabins geistiger Welt und erklärt diese zeitimmanent. Die Autorin läßt sich in ihrer Darstellung auf die geistigkulturellen – auch esoterischen – Strömungen im vorrevolutionären Rußland ein, denen Skrjabin verhaftet war, um gleichsam kritisch hierüber zu reflektieren. Dabei zieht die Verfasserin Quellen und Archivalien heran, die bisher von der Forschung noch nicht berücksichtigt wurden.