Nachgelassene Schriften / Philosophie des Sinnes von Sinn
Frühe philosophische Schriften und Entwürfe (1950-1956)
Franz Fischer, Anne Fischer-Buck, Erich Heintel
Es ist durchaus zu unterscheiden, ob wir uns zur Wirklichkeit theoretisch verhalten und ihre Wahrheit erkennen wollen oder ob wir die Wirklichkeit als eine praktisch-ethische Forderung auffassen, die nicht zu erkennen, sondern gegenüber dem je bestimmten Du zu vollbringen ist; also ob wir die Wahrheit der Wirklichkeit nicht erkennen, sondern als je wir selbst wahr sein wollen. Diese Unterscheidung. ist, so glaube ich, in der Philosophie auch von theoretischer Bedeutung.
Franz Fischer, 1956
Franz Fischer hat seine philosophische Position des „Sinnes von Sinn“ zunächst von einem Durchdenken des „Affinitätsproblems“ her gewonnen. Seit Robert Reininger gab es in Wien eine Tradition, die sich mit den Grundlagen und Schwierigkeiten der Transzendentalphilosophie, besonders im Anschluß an Kant, beschäftigte. Die Geschichte hat bekanntlich gezeigt, daß man bei dem historischen Kant nicht stehen bleiben kann. Will man nun in der Weiterbildung ebenso den Rückfall in eine vorkantische Metaphysik einerseits, wie in die bloß logische, bzw. fiktive Hypostasierung des „transzendentalen Subjekts“ andererseits vermeiden, dann ergibt sich ein fundamentalphilosophisches Problem, das ich als dasjenige der „daseienden Transzendentalität“ bezeichnet habe. Fischers originelle und eigenständige Auflösung dieser Problematik, eben seine „Philosophie des Sinnes von Sinn“, ist von diesen Fragestellungen ausgegangen. An ihnen hat er die fundamentalphilosophische Voraussetzungsproblematik neuerlich durchdacht, und zwar im Anschluß an die Hauptdenker des Deutschen Idealismus.
Erich Heintel, 1980