Nachtwachen
Bonaventura, Peter Küpper
Die ‚Nachtwachen‘ sind ein Werk aus der Zeit der Frühromantik, modern in ihrer Vorwegnahme der Ängste und Ernüchterungen unserer Zeit. Das Ich des Menschen erscheint immer wieder als Maske, als Rolle; der Weg zurück, zum wahren Ich, ist verstellt. Mit den ‚Nachtwachen‘ erscheint uns Bonaventura als genialer Vorläufer Kafkas. Erstmals 1804 erschienen, zeigt das Werk geistige Einflüsse von Novalis, Fichte, Schelling; Ausdruck des vielzitierten ‚romantischen‘ Empfindens und Lebensgefühls ist es nicht: Der Nachtwächter und satirische Poet Kreuzgang, benannt nach dem Ort, wo er als Findelkind gefunden wurde, entfaltet in sechzehn nächtlichen Betrachtungen, den ‚Nachtwachen‘, seine Weltsicht: Die Welt erscheint ihm als Irrenhaus, an einer kalten Vernünftigkeit erkrankt; die Menschen erlebt er oft nur als Larven, Marionetten, die nicht selbst handeln können, sondern auf der Bühne der Welt ‚agiert‘ werden. Als durchgehende Handlung zieht sich die Biographie Kreuzgangs durch die Kapitel.