Namenforschung / Name Studies / Les noms propres / Namenforschung / Name Studies / Les noms propres. 1. Halbband
Ernst Eichler, Gerold Hilty, Heinrich Löffler, Hugo Steger, Ladislav Zgusta
Unter Namen oder Eigennamen versteht man in allen Sprachen der Welt eine besondere Art von Wörtern, die dazu dienen, die Individualität von Menschen, Menschengruppen, Familien, Örtlichkeiten, Bergen und Flüssen, Tieren, aber auch von bestimmten Sachen und Einrichtungen auszudrücken. Die Erforschung der Eigennamen ist daher nicht einfach eine sprachwissenschaftliche Disziplin. An der Namenforschung sind neben den traditionellen Philologien noch zahlreiche andere Wissenschaften beteiligt. Der Objektbereich „Namen“ erweist sich als nahezu grenzenlos. Das Interesse kann linguistisch begründet sein oder philosophisch, historisch oder zeitgenössisch, theoretisch oder praktisch-angewandt, juristisch und politisch, volkskundlich und religiös – und dies jeweils bezogen auf eine einzelne Sprache oder eine ganze Sprachfamilie. Die Namen können in ihrer Entwicklung quer durch die Sprachen „hindurch wachsen“. Sie koppeln sich manchmal von den spracheigenen Wandlungsprozessen ab und bleiben in der zeitlichen Entwicklung stehen. Wenn durch politische oder demographische Ereignisse eine Sprache untergeht und eine andere ihr Territorium einnimmt, bleiben die Namen oftmals als Zeugen der früheren Zustände zurück. Sie können in die neue Sprache integriert werden oder Fremdkörper und Museumsstücke bleiben. Auch wenn ihr Objekt verschwindet, können Namen jedoch auf Inschriften und Listen archivalisch überleben. Es darf deshalb nicht verwundern, wenn Namenzeichen langlebig oder gar zeitlos und doch historisch bedingt sind, und wenn sie viele Plätze und Funktionen in der menschlichen Lebenswelt in Beschlag nehmen. Wie in kaum einer anderen Wissenschaft stellt sich das Objekt der Namenforschung als eine fast grenzenlose Welt dar, die es zu erforschen gilt. Das vorliegende Handbuch ist das Werk von über 250 Autoren und Autorinnen aus 42 Ländern. Auch hierdurch wird deutlich, wie weltumspannend die Namen und ihre Erforschung sein können. Die drei Handbuchsprachen Deutsch, Englisch und Französisch können die übernationale und transkulturelle Geltung der Namen und ihrer Erforschung nur andeuten. Als Schwerpunkte und Ziele des Handbuches lassen sich nennen: Die Besonderheit der Eigennamen als sprachliche Zeichen in systematischer Gliederung zu präsentieren die Aktivitäten und landesspezifischen Besonderheiten der Namenforschung in Vergangenheit und Gegenwart weltweit nach Ländern gegliedert nachzuzeichnen die Vielfalt der Eigennamen und das Spezifische in möglichst vielen Sprachen der Welt immer und zuerst und doch auf jeweils verschiedene Weise die Individualität mit Hilfe von Eigennamen auszudrücken die besonders bei Namen auftretenden Phänomene des Wandels und der Angleichung zu beschreiben, die entstehen, wenn zwei fremde Sprachen zusammenstoßen und sich überlagern (Sprachkontaktphänomene) das breite Interesse auch anderer nichtlinguistischer Disziplinen wie Geschichte, Jurisprudenz, Philosophie, Theologie, Geographie, Archäologie u.a. zur Geltung zu bringen die enge Verflechtung der Namen und des Namengebrauchs mit anderen Lebensbereichen wie Gesellschaft, Recht, Geschichte, Religion aufscheinen zu lassen an Einzelfällen und Fallstudien zu zeigen, wie differenziert das onomastische Instrumentarium sein muß, um aus einer Mikroanalyse weitergehende Schlüsse auf die Sprache oder die Geschichte eines Volkes, eines Landes oder auch nur einer Gruppe ziehen zu können in einem umfassenden Register den Zugriff auf das Namenmaterial von über 50 Sprachen der Welt zu ermöglichen.