Naturkundliches im «Reinfried von Braunschweig»
Zur Funktion naturkundlicher Kenntnisse in deutscher Erzähldichtung des Mittelalters
Herfried Vögel
Der um 1300 entstandene Versroman ‚Reinfried von Braunschweig‘ erzählt die Geschichte des Sachsenherzogs Reinfried, der nach seiner Heirat mit der dänischen Königstochter Yrkane einen Kreuzzug unternimmt und den fernen Osten bereist. Das Werk bezeugt neben einer fundierten literarischen Bildung des anonymen Autors insbesondere dessen weitreichende Kenntnis der Naturkunde. Lateinisches Schulwissen fließt, zum Teil vermittelt durch volkssprachige Literatur, in unterschiedliche Handlungszusammenhänge ein. Vor dem Hintergrund des Sach- und Bedeutungswissens der Zeit erweist sich die dichterische Verwendung naturkundlicher Kenntnisse über didaktische Ziele der Laienunterweisung hinaus als Möglichkeit des mittelalterlichen das Sinnangebot der Erzählung zu erweitern und zu vertiefen.