Neue Chronik des Gewandhausorchesters
1. Band: 1743–1893 und 2. Band: 1893–2018 (Set)
Claudius Böhm
Was geschieht an jenem Montag, dem 11. März 1743? In einem Leipziger Privathaus kommt erstmals eine neue Konzertgesellschaft zusammen. Die 16 Gründer dieser Gesellschaft zahlen einen hohen Jahresbeitrag. Allein schon damit unterscheidet sich das „Leipziger Concert“, wie die 16 ihr Unternehmen nennen, deutlich von den bestehenden Collegia musica. Anders als bei diesen studentischen Musiziergemeinschaften hat zudem kein einzelner Musiker die Gesamtleitung inne, sondern rekrutiert sich aus dem Kreis der zahlenden Mitglieder ein mehrköpfiges außermusikalisches Management. Das ist vollkommen neu für die Handels-, Messe- und Universitätsstadt.
Wer sind die Akteure jenes 11. März 1743? Die Gründungsversammlung setzt sich aus Adligen und Bürgern zusammen. Die namentlich bekannten Gründer sind junge Männer um die 27. In der 16-köpfigen Kapelle, die bei der ersten Zusammenkunft an jenem Montag musiziert, spielen die Leipziger Stadt- und Kirchenmusiker gemeinsam mit ausgewählten Studenten. Keiner der Beteiligten ahnt, dass er an jenem 11. März 1743 der Geburtsstunde des späterhin weltberühmten Gewandhausorchesters beiwohnt.
Was geschieht an jenem Donnerstag, dem 19. Oktober 1893? Ein falsches Jubiläum wird zur falschen Zeit gefeiert. Nicht die Gewandhaus-, sondern die Leipziger Abonnementkonzerte bestehen seit 150 Jahren, und nicht im Oktober, sondern im März erfolgte deren Gründung. Unter den Zeitzeugen erhebt sich jedoch keine einzige Stimme, die das Doppelfalsche öffentlich benennt, gar kritisiert. Also kann auch die Nachwelt sich die Kritik schenken.
Wohin wird nun, im Fin de Siècle, die Reise führen? Wie wird das Orchester die gewaltigen Umbrüche des 20. Jahrhunderts erleben, mit welchen seelischen wie gleichermaßen moralischen Blessuren sowohl aus den beiden Weltkriegen als auch den beiden deutschen Diktaturen hervorgehen?
Dem Weg von den Anfängen zu Lebzeiten Johann Sebastian Bachs bis zur Gegenwart mit dem 21. Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons spürt die „Neue Chronik des Gewandhausorchesters“ in zwei Bänden nach. Zahlreiche Details, zusammengetragen, erforscht und erzählt von Gewandhausarchivar Claudius Böhm, zeichnen ein differenziertes Gesamtbild.
Beide Bände sind auch einzeln erhältlich (ISBN 978-3-95755-626-4 bzw. 978-3-95755-627-1).