Nicaragua und die Zukunft linker Politik
Utopie und Zerfall emanzipatorischer Gesellschaftsentwürfe
Klaus Hess, Matthias Schindler
Nicaragua hat sich vom weltweiten Symbol eines erfolgreichen revolutionären Kampfes zu einer neuen Diktatur entwickelt. Dagegen brachten seit April 2018 Hunderttausende ihren Protest auf die Straße. Noch immer ist die Krise nicht überwunden. Seitdem wurden über 320 Menschen getötet, 80.000 sind vor Verfolgung ins Exil geflohen. Trotzdem demonstriert das Ortega Regime selbst während der Corona Pandemie absolute Normalität auf den Straßen. Im Februar 2020 haben Teile der Opposition die „Coalición Nacional“ als Plattform für die Präsidentschaftswahlen 2021 gegründet. Die Protestierenden fordern nicht nur den Rücktritt Ortegas, sondern entwerfen zugleich neue Gesellschaftskonzepte von unten. Wie können diese Entwürfe zusammengefasst werden und welche Anschlüsse bieten sie für linke Utopien über den Kontext Nicaraguas hinaus? Aktivist*innen aus Nicaragua, Lateinamerika und Deutschland diskutieren Fragen nach dem Verhältnis von Partei, Staat und Bewegung, nach dem Stellenwert von Demokratie und Freiheitsrechten, nach Solidarität, alternativen Entwicklungsmodellen und feministischen Perspektiven. Wir dokumentieren die Diskussionen einer internationalen Tagung, Ergebnisse einer Recherchereise, Positionspapiere der Solidaritätsbewegung und den Aufruf zum Zweiten Jahrestag der Proteste.