O Herr, ich bin nicht würdig. Oder vielleicht doch?
Johannes Wolfslehner
Während des Schreibens an diesem Buch ist dem Theologen
und Psychotherapeuten Johannes Wolfslehner immer
klarer geworden, dass er Abschied nehmen darf von einem
Gefälle, das zwischen Gott und ihm errichtet worden ist –
nicht von ihm und nicht von Gott.
Das gewonnene Glaubensverständnis lautet: ‚Ich mag und
muss mich nicht mehr vor Gott verkriechen. O Herr, ich
bin schon würdig‘!
‚Gott will mich nicht verändern, er will mich nicht zähmen,
er will buchstäblich nicht, dass ich mit der Christenheit
vor seiner Majestät im Staub liege‘, wie es im Kirchenlied
heißt. Gott will mich aufrecht, ansonsten kann ich ihn
nicht sehen und er mich nicht. Als Gebückter und dauernd
Schuldiger ist uns die Sicht aufeinander verstellt.
‚Ich bekenne vor Gott, dem Allmächtigen, dass ich Gutes unterlassen
habe und Böses getan habe. Ich habe gesündigt in Gedanken,
Worten und Werken, durch meine Schuld, durch meine
Schuld, durch meine übergroße Schuld.‘ So ist es uns vertraut,
Herr Pfarrer, Ihnen und mir und der ganzen Schar der
Unerlösten. Aber das ist auch menschliche Wirklichkeit
und Möglichkeit. Ich würde es gerne mit Ihnen beten:
‚Ich bekenne vor Gott, dem Allmächtigen, dass ich Gutes getan
und Böses unterlassen habe. Ich habe Gutes getan, in Gedanken,
Worten und Werken, durch mein Vermögen, durch mein Wollen,
durch mein Vertrauen in Gott.‘