O Sicherheit, der Teufel wartet deiner!
Jacob Böhme-Lektüren
Thomas Isermann
Lässt sich das, was Jacob Böhme in seiner Zeit bedeutete, für uns in wenigen Sätzen und in unseren Worten Zusammenfassen? Vielleicht so: Ihm zufolge leben wir Menschen nicht jeder für sich allein, sondern alles um uns herum „lebt“. Die vielen Augen, o in seinen Werken symbolisch abgebildet, sind die Augen, mit denen uns heute die Tiere anblicken, die Wälder und Flüsse, die Berge, auch die Städte, die Mega-Cities, die Hochhausschluchten, mit Tränen die Kriege, die Katastrophen, die Vertreibungen. All diese Blicke auf uns, auf unser Gewissen, wir ein Wesen, das wir „Erde“ nennen können, „Natur“, „Ganzheit“, gleichviel: Wir sind nicht die einzigen Wesen, die das Wörtchen „Leben“ für sich beanspruchen können. Lesen wir einmal ein paar Seiten Jacob Böhme, und ersetzen wir, wo es geht, das Wörtchen „Gott“ durch das Wort „Leben“ oder durch das Wort „Sinn“: Dann wird die Richtung klar, wo die Lesbarkeit dieses Naturphilosophen heute liegen könnte.