Obduktionen im 19.Jahrhundert
Die Geschichte der Entwicklung der pathologischen Wissenschaft
Gerhard Kletter
Im Pathologisch-Anatomischen Bundesmuseum in Wien werden 300.000 Obduktionsbefunde aus dem 19 Jahrhundert aufbewahrt. Diese Protokolle lassen die Entwicklung der Medizin und der Pathologie dieser Zeit erkennen.
Im vorliegenden Buch werden die Ergebnisse der Forschung dieser Obduktionsbefunde, der Jahre 1817-1898 aufgezeigt, sowie die aus diesen Erkenntnissen abgeleiteten Änderungen in der Diagnostik und Therapie beschrieben. Die Pathologie hat sich von der beschreibenden Wissenschaft zur Kontrolle der Medizin, der Therapie und zum Forschungsschwerpunkt entwickelt.
Ohne pathologische Wissenschaft wären daher die Erkenntnisse von SEMMELWEISS, die Erfolge der Chirurgie unter BILLROTH und DUMREICHER, das neue Wissen von HEBRA und vieler anderer Ärzte, und die dadurch bedingten gewaltigen Fortschritte, gar nicht möglich gewesen. Die Pathologie war damals eine der Grundlagen für die heutige Medizin.
Man weiß, dass etwa 40-60 Prozent aller Verstorbenen obduziert werden sollten, um die Kontrolle der Therapien, (aber auch zum Schutz der Bevölkerung) zu ermöglichen. Die Seuche BSE etwa wäre, ohne die bereits seit vielen Jahren vorgenommenen, zunächst nicht so wichtig erscheinenden Untersuchungen von Neuropathologen, nicht so schnell zum Stillstand gekommen.