Oberflächenmerkmale und Tiefenstrukturen im Unterricht
Exemplarische Analysen im Physikunterricht der gymnasialen Sekundarstufe
Thomas Reyer
In der hier ausgewerteten Unterrichtsstudie „Unterrichtsgestaltung und Lernerfolg im Physikunterricht?“ gelingt es durch Methodentriangulation, Aussagen über Entstehungsbedingungen, Durchführung und Wirksamkeit wichtiger Aspekte der Unterrichtsgestaltung zu erhalten, also mit empirischen Methoden eine Brücke zwischen den Ebenen Lehrer, Unterricht und Schülern zu schlagen. Dieser Beitrag zur Entwicklung physikdidaktischer Unterrichtstheorien fokussiert vor allem das Lerngeschehen und liefert praxisrelevantes Wissen für Physikunterricht.
Neu ist hier das an die Linguistik und an die Basismodelltheorie angelehnte Verständnis, mit dem Tiefenstrukturen und Oberflächenmerkmale des Unterrichts unterschieden werden: Die Oberflächenmerkmale erfassen die Unterrichtsgestaltung in seinem beobachtbaren Vorkommen, die Tiefenstrukturen beschreiben dagegen die ?darunter liegenden?, nicht-sichtbaren Gründe, Vorstellungen und Ziele für die oberflächliche Unterrichtsgestaltung. Folglich bilden die längsschnittlichen Unterrichtsaufzeichnungen die zentrale Datenquelle; sie werden in mehreren getrennten videogestützten Analyseverfahren ausgewertet und durch die quer- und längsschnittlichen Leistungsdaten und Fragebogendaten der Stichprobe von sechs Schulklassen der gymnasialen Mittelstufe gestützt. Neben der Beschreibung typischer Unterrichtsformen ist das wichtigste Ergebnis die Beschreibung der Tiefenstruktur; sie stellt sich vor allem theoriebildend bzw. faktenorientiert und handlungsorientiert dar.