Omphalos
Zum Mittelpunktsgedanken in Architektur und Städtebau - dargestellt an ausgewählten Beispielen
Bruno Kauhsen
Omphalos ist der Weltmittelpunktstein, der im Altertum an verschiedenen Orten verehrt wurde. Er ist sichtbarer Ausdruck der Stelle, an der im Glauben vieler Völker Unterwelt, Erde und Himmel in engstem Kontakt stehen. Das Land, die Stadt oder der Herrscher, die im Besitz eines vermeintlichen Omphalos waren, genossen hohes Ansehen und mit zunehmender Verehrung auch Reichtum.
Das vorgelegte Material berücksichtigt hauptsächlich den indoeurasischen Raum und zeigt, welche Formen der Visualisierung des Omphalosgedankens in der Architektur und im Städtebau bevorzugt werden. Auf eine weniger spektakuläre Variante der Zentrierungsvorstellung weisen die Steinsetzungen auf Markt- und Stadtplätzen in Mitteleuropa und besonders im Rhein-Maas-Gebiet hin. Diese einliegenden Monolithe, sogenannte blaue Steine, sind ohne öffentliche Funktion und blieben nur noch aus denkmalpflegerischen oder touristischen Gründen dem Stadtbild erhalten. Ihre Existenz erscheint umso interessanter, da sie an zentraler Stelle im Stadtgefüge und oft im Kreuzungspunkt der ehemaligen Hauptstraßen in das Pflaster gelegt wurden.
Die vorliegende Monographie beleuchtet die verschiedensten Verbindungen dieser Gesteinsblöcke mit antiken Weltmittelpunkten und enthält eine Sammlung, in der die städtischen Nabelsteine erstmals zusammenhängend dargestellt werden.