Ordnungsgesetze des Lebens
Dr. med. Max Bircher-Benner
Andres Bircher, Max Bircher-Benner
Den Inhalt dieser drei Vorträge widme ich den Kranken und Leidenden, welche wissen wollen, woher ihre Not kam und noch Entschlossenheit und Selbstüberwindungskraft genug besitzen, um den hier gezeigten Rückweg zur Gesundheit zu gehen. Ich widme ihn auch meinen verehrten Kollegen und allen denkenden und klugen Menschen, welche hören wollen, wie das Elend der Ungesundheit verhütet werden kann.
Daß von Tausenden von kranken Menschen, deren Not ich kennen lernte, nicht einer, selbst nach langer Vorbehandlung, wußte, warum er krank geworden war und weshalb seine Krankheit nicht weichen wollte, zeigt den erstaunlichen Mangel an Lebens- und Gesundheitskunde der Menschen unserer Zeit bis hinauf in die gebildeten und gelehrten Stände. Ich kann Nietzsche nicht widersprechen, wenn er sagt:
»Nein, die Stunde dafür ist noch nicht gekommen. Noch fehlen vor allem die Ärzte, für welche das, was wir bisher praktische Moral nannten, sich in ein Stück ihrer Heilkunst und Heilwissenschaft umgewandelt haben muß; noch fehlt allgemein jenes hungrige Interesse an diesen Dingen, das vielleicht einmal dem Sturm und Drang jener alten religiösen Erregungen nicht unähnlich erscheinen wird; noch sind die Kirchen nicht im Besitz der Pfleger der Gesundheit; noch gehört die Lehre von dem Leibe und von der Diät nicht zu den Verpflichtungen aller niederen und höheren Schulen;. . .«
Mit diesen drei Vorträgen wird die frohe Botschaft verkündet, daß die Stunde, die Nietzsche sah, nun kommt. Doch müssen ihr
alle, die Gesunden, die Kranken und die Ärzte, den Weg bereiten: die ersteren dadurch, daß sie ihre Aufmerksamkeit und ihr Denken der Lehre vom Leibe und von der Diät, von der Herkunft der Ungesundheit und der Rückkehr ins Reich der Ordnungen, dem Preis, der für die Wiedergesundung bezahlt werden muß, zu¬wenden; die letzten dadurch, daß sie sich mit Herz und Hand der Reformation der Heilkunde, sowohl hinsichtlich Diagnose und Therapie, als auch im ärztlichen Denken, hingeben. Ohne ernste Bemühung und Arbeit wandelt sich nichts.
Körperliche und seelische Leiden haben einen Sinn; ihn erkennen und erfüllen – das ist der Weg.
Den zweiten Vortrag habe ich bei der Niederschrift für die Drucklegung wesentlich erweitert.
Die Übersetzung in die englische Sprache besorgten die beiden Damen Fräulein D. Hecht und Fräulein Dr. med. E. F. Meyer in London, denen ich hier meinen wärmsten Dank ausspreche. Mit höchster Anerkennung und Dankbarkeit möchte ich hier auch der vielen Dienste gedenken, welche mir durch den ehrenamtlichen Sekretär der Food Education Society, Herrn Charles E. Hecht, zuteil geworden sind. Unvergeßlich bleiben mir meine drei Präsidenten: Sir Robert McCarrison, Captain Elliston, M. P. und Herausgeber des Medical Officer, und Dame Louise Mclllroy, M. D., sowie die Sprecher aus Ärzte- und Krankenpflegekreisen am Schlüsse des dritten Vortragsabends. Eine schöne Überraschung aber bedeutete mir die Stunde im Royal Free Hospital, da mir der Rheumafilm mit den nur mit meiner Heildiät behandelten Patienten durch Dr. Pillman Williams vorgeführt wurde.
Dr. med. Maximillian Oskar Bircher-Benner