Orpheus in der Unterwelt
Text und Aufführung unter Mitwirkung Johann Nestroys
Walter Obermaier
Die Premiere von Orpheus in der Unterwelt am 17. März 1860 am Carltheater war der letzte große Erfolg der Direktion Johann Nestroys und zugleich ein erster Höhepunkt der Offenbach-Pflege in Wien. Schon in vielen Kritiken wurde darauf hingewiesen, dass Nestroy bearbeitend in den deutschen Text von Ludwig Kalisch eingegriffen habe. Zwei Theaterhandschriften weisen sogar ausdrücklich auf eine Bearbeitung Nestroys „für die österreichischen Bühnen“ hin. Zudem haben sich die Zensurhandschrift sowie ein am Carltheater in Verwendung gestandenes Regie- oder Soufflierbuch erhalten. Der vorliegende Band bringt erstmals vollständig sowohl den Nestroy zugeschriebenen Text wie auch das Zensurbuch und geht auch auf Abweichungen ein, die die Handschrift des Carltheaters gegenüber dem Zensurbuch aufweist. Ein wichtiges Kapitel ist auch den (geringen) Eingriffen der Zensurbehörde gewidmet beziehungsweise den Vorsichtsmaßnahmen der anonymen Verfasser der Theatermanuskripte, um behördlichen Anstand zu vermeiden. Ausführlich werden die Vorbereitungen zur Premiere und die Aufnahme in den zeitgenössischen Kritiken referiert, wobei die Folgeaufführungen bis zu Nestroys Tod berücksichtigt werden. Gleiches gilt für ein umfangreiches Kapitel zur Besetzung der Premiere und die späteren Umbesetzungen wichtiger Partien. Nicht zuletzt wird versucht, den tatsächlichen Anteil Nestroys am Text festzustellen: er betrifft zum überwiegenden Teil seine eigene Rolle, die des Jupiters.