Otto Rudolf Salvisberg
Moderne ohne Doktrin
Florin Gstöhl, Bernd Nicolai, Thomas Steigenberger
Bezwingende Funktionalität und virtuose Materialbeherrschung – mit seinen undogmatischen Bauten in Deutschland und in der Schweiz setzte Otto Rudolf Salvisberg (1882–1940) Massstäbe für ein zeitgemässes, auf den Menschen bezogenes Bauen. Als einer der erfolgreichsten Architekten der 1920er und 1930er Jahre mit florierenden Büros in Berlin, Bern und Zürich entwarf er auf die jeweilige Bauaufgabe bis in die Details zugeschnittene Projekte: Konstruktion, Baustoffe, Raumgestaltung, Farbe, Fenster, Treppen und selbst Türbeschläge. Für Gattungen wie den Spitalbau wirkte er geradezu typenbildend, stand für Innovation im Siedlungs-, Villen- und Verwaltungsbau. Sein Werk verkörpert eine evolutionäre Entwicklung einer weitergefassten Moderne: vom Reformstil über das Neue Bauen hin zu einer transformierten Moderne, die mit dem Zweiten Weltkrieg endete. Dabei folgte Salvisberg keiner ideologischen Programmatik, weshalb seine Bauten bis heute durch einen ausserordentlichen Gebrauchswert und eine hohe ästhetische Qualität bestechen.