Pablo Neruda
Der universelle Dichter
Renate Oesterhelt, Hans Jürgen Schmitt
Pablo Neruda (geb. 1904) starb am 23. September 1973, wenige Tage nach dem Sturz und Tod Salvador Allendes. Mit beider Tod wurde das freie Chile begraben. Nerudas Begräbnis wurde zur ersten großen Demonstration gegen die Militärdiktatur. Pablo Neruda war und ist noch immer der populärste Lyriker LateiNamerikas und auch der einzige Dichter dieses Kontinents, der in Deutschland einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde, vor allem mit seinen „Zwanzig Liebesgedichten“ und seinen Memoiren „Ich bekenne ich habe gelebt“. Der Literaturnobelpreis von 1971 galt einem längst berühmten Autor für sein gewaltiges Werk und für sein großes humanes Engagement. Alle Haltungen, alle Positionen des lyrischen Ich, das sich mit der Welt im Widerstreit sieht, hat Neruda als Botschafter des Wortes durchexperimentiert. Mit seinem politischen Engagement war er ein Kosmopolit: Mit „Spanien im Herzen“ dichtete er gegen die Erhebung Francos, er war Senator und Wahlkampfhelfer in Chile, Botschafter in Paris. Neruda war das, was man sich unter einem engagierten Dichter vorstellt, der immer im Gedicht Stellung bezog, die Partei der Unterdrückten ergriff, mal stürmisch revolutionär, mal pathetisch-melancholisch und immer voll Leidenschaft. Mit seinen über 40 Gedichtbänden hat er ein universelles Werk geschaffen.