Pädagogisches Wissen in Zeiten des Neoliberalismus
Zum politischen Modernisierungsdiskurs mexikanischer Bildungsprogramme
Klaus-Jürgen Bruder, Carina López Uribe
In den letzten 25 Jahren sind Bildungssysteme weltweit zum Gegenstand neoliberaler Modernisierungsdiskurse geworden. Mexiko zählte in den 1990er Jahren zu den Vorreitern dieser Entwicklung. Dabei werden nicht nur Strukturen wie die Finanzierung der Schulen und Arbeitsbedingungen verändert, sondern auch das Selbstverständnis der LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen wird infrage gestellt. Es entsteht eine neoliberale Pädagogik der Selbstbestimmung, in der das Individuum scheinbar mehr Autonomie und Verantwortung erhält und damit die Machtverhältnisse, denen es unterworfen ist, verleugnet.
López Uribe untersucht die Effekte der einschlägigen mexikanischen Bildungspolitik auf Lehrerinnen und Lehrer als durch die Wirkung der Macht gespaltene Subjekte. Sie zeigt nicht nur, wie das Subjekt seine eigene Unterwerfung herstellt und verleugnet, sondern auch, wie die Bewusstwerdung der Mechanismen der Verleugnung neue, widerständige Subjektivierungsformen ermöglicht.