Paradies Parodie
Christian Morgensterns parodistische Poetik
Emanuela Ferragamo
Schon mehr als ein Jahrhundert verging seit dem Tod Christian Morgensterns. Er stellte sich vor, Gott hätte ihn als den »Studienkopf« von einem Künstler skizziert. Manchmal sieht auch seine Poetologie wie ein »Non-Finito« aus: Als ein Gespräch mit einem »Du« versteht Morgenstern die Theorie der Dichtung und ihre Praxis. Zu beiden eröffnet die Arbeit Paradies Parodie einen noch nicht erwogenen Pfad. Die Studie schlägt anhand der Aphorismen und Entwürfe Morgensterns die Parameter einer Poetologie der Parodie vor, die zugunsten eines performativen, leser-orientierten Verständnisses der Literatur die Kategorien von »Autorenschaft« und »Gattung« auflöst. Von der Infragestellung des modernen Dichtertums sprechen übrigens die analysierten Parodien auf Huysmans, George und Mauthner, die quasi-autobiographische Figurationen des Selbst darstellen. Als eine Haltung der Ambivalenz und der Diskontinuität gegenüber der Tradition erscheint die Parodie Morgensterns. Wie der Anadyomenismus des Humors, zählt sie sozusagen zu den Wasserspielen der Einbildungskraft Morgensterns: Die Parodie spiegelt ihre Vorlage, verzerrt sie und fließt weiter, ungestört und heiter.