Paradies und Hölle in der orthodoxen Tradition
Metallinos Georgios, Roos Noah
Mit dem Text „Paradies und Hölle in der Orthodoxen Tradition“ aus dem Sammelband „Der Weg“ (griechisch/englisch) greift der im Dezember 2019 entschlafene, als entschiedener Nicht-Ökumenist international bekannt gewordene Erzpriester Georgios (Metallinos) ein Herzstück des christlichen Glaubens auf. Nicht umsonst nennt er diesen Fragenkreis den „‘Stein der Weisen‘ der Orthodoxen Christenheit“. In der westlichen theologischen Tradition, wie etwa bei Dante, werden Paradies und Hölle zumeist als zwei unterschiedliche Orte, zwei erschaffene Realitäten gedeutet. In das Königreich Christi werden die Guten, in das Reich der Verdammnis die Bösen geschickt. Diese rein moralische Sichtweise verdeckt zum einen das Mysterium, welches sich im Herzenskampf der Gläubigen, im „Leben in Christo“ vollzieht, zum anderen das noch tiefere Geheimnis der Schau Christi im Licht Seiner unerschaffenen Göttlichkeit und Herrlichkeit. Das Werk der orthodoxen Kirche besteht darin, unseren verderbten Lebenswandel durch asketische Praxis auf das Jüngste Gericht zu orientieren, uns mittels Reue und Buße auf den geraden Weg der Heiligung zu führen, damit wir des Königtums Christi überhaupt würdig werden. Paradies und Hölle werden im Lichte der Ewigkeit zu ein und derselben Realität: zur himmlischen Seligkeit für jene, die Christus, den Gott-Menschen in ihrem Leben gläubig annahmen, zum ewig „verzehrenden Feuer“ für jene, die Ihn eigensinnig verwarfen.