Parlamentarischer Alltag im Land Thürigen 1920 – 1933
Timo Leimbach
Alltag in der Dauerkrise? Knapp 100 Jahre nach der Gründung und über 80 Jahre nach dem vorzeitigen Ende der Weimarer Republik wird die erste deutsche Demokratie nach wie vor zumeist auf ihre Probleme und Krisen reduziert. Kaum jemand kann sich rückblickend so etwas wie Normalität und Alltag in den Jahren zwischen Erstem Weltkrieg und nationalsozialistischer „Machtergreifung“ vorstellen. Dies gilt umso weniger für die zeitgenössische Politik, die Vielen als Inbegriff des Versagens der Weimarer Demokratie gilt.
Tatsächlich wird die alltägliche Arbeit der Weimarer Politiker und insbesondere der Abgeordneten im Reichstag und den Landesparlamenten vielfach unterschätzt. Zwar kam es in der Tat zu einzelnen Skandalen und Tumulten; diesen steht aber mehrheitlich die – nicht immer leichte – Entwicklung Routinierter Arbeitsabläufe und professioneller Zusammenarbeit gegenüber. Hinzu kamen aber auch humoristische Anekdoten und freundschaftliche Kontakte, die die Politiker als „Arbeitskollegen“ über Parteigrenzen hinweg verbanden. So konnte es auch vorkommen, dass sich Sozialisten und Monarchisten nach Feierabend auf einem „parlamentarischen Bierabend“ wiedertrafen.