Pater Pio im Verhör
«Geheime Autobiografie»
Francesco Castelli, Vittorio Messori, Claudia Otte-Lindner
Am 14. Juni 1921 klopft ein Priester an die Pforte des Klosters im Städtchen San Giovanni Rotondo. Es handelt sich um Msgr. Raffaello Carlo Rossi, Apostolischer Visitator und zukünftiger Kardinal, den das Heilige Offizium geschickt hat, um Pater Pio unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu befragen. Zu dieser Zeit hat der Mönch mit den Stigmata bereits einen sehr hohen Bekanntheitsgrad erlangt und sich dabei auch einflussreiche Feinde gemacht, die ihn verleumden. Darunter vor allem Pater Agostino Gemelli und Msgr. Pasquale Gagliardi, die nicht an seine übernatürlichen Gaben glauben. So kommt es, dass der Vatikan aktiv wird und Klarheit verlangt.
Bischof Rossi hält sich acht Tage im Kloster Santa Maria delle Grazie auf. Er befragt zunächst die Mitbrüder des Kapuzinermönches. Danach befragt er die Priester der Gemeinde und schließlich Pater Pio selbst.
Jetzt, vierzig Jahre nach dem Tod des Heiligen, wird dieses außergewöhnliche Dokument, dank der sorgfältigen Recherchen von Pater F. Castelli, komplett veröffentlicht.
«Ein außergewöhnliches Dokument» nennt es Vittorio Messori, der bekannte italienische Journalist. In seinem Vorwort lädt er den Leser dazu ein, sich mit diesem Text auseinanderzusetzen. Wie ein Film spielt sich unter unseren Augen und aus verschiedenen Blickwinkeln eine Woche im Leben des Pater Pio ab. Was die Mitbrüder nicht wissen und erzählen können, das erzählt uns Pater Pio selber. Immer mit einer Hand auf dem Evangelium, gibt er Msgr. Rossi ganze 142 ausführliche Antworten auf dessen drängende Fragen. Dabei schlägt er den Bogen von seinen übernatürlichen Begabungen zu seinem gesundheitlichen Zustand, zu seinen Vorlieben und zu seinen Freundschaften. Unter Eid gesteht er das Phänomen der Bilokation und andere übernatürliche Gaben ein, die Gott ihm gewährt, um anderen Seelen zu helfen. Zum ersten Mal erzählt Pater Pio Einzelheiten von seiner Stigmatisation.
Bischof Rossi macht in seinem Untersuchungsbericht keinerlei Zugeständnisse, doch er berichtet wahrheitsgetreu und ausgewogen. Dieses außergewöhnliche Dokument ermöglicht es uns, einen heiligen Priester des zwanzigsten Jahrhunderts besser kennenzulernen.
Francesco Castelli ist Priester und trug als Geschichtsforscher zur Postulation im Seligsprechungsprozess von Papst Johannes Paul II. bei. Er lehrt moderne und zeitgenössische Kirchengeschichte am Institut für Sozial- und Religionswissenschaften «Romano Guardini» in Taranto. Er ist der Direktor der Geschichtsarchive von Taranto und arbeitet bei mehreren Zeitungen mit. Er hat kürzlich den dritten Brief von Karol Wojtyla entdeckt und veröffentlicht, den dieser Padre Pio geschrieben hatte.