Personalität durch Humanität
Das ethikgeschichtliche Profil christlicher Handlungslehre bei Lactanz- Denkhorizont - Textübersetzung - Interpretation - Wirkungsgeschichte
Wolfram Winger
Wie gestaltet sich die antike wissenschaftliche Disziplin «Ethik» unter dem Einfluß des Aufeinandertreffens von Antike und Christentum? Diese historische Fragestellung wird verfolgt an der Figur des «Cicero Christianus» Lactanz, der sich als erster Christ intensiv mit der Ethik Ciceros befaßte. Besondere Bedeutung gewinnt die Fragestellung durch die politische und geistig-kulturelle Umbruchphase, in der und für die Lactanz lebte und schrieb. Das bislang verfolgte Christentum hatte Identität zu gewinnen im Kontext der Gestaltung der gesellschaftlichen Institutionen und des gesellschaftlichen Lebens. Auf der Grundlegungsebene besonders wichtig ist die Zuordnung zur antiken Chiffre des Naturrechts sowie zu den gleichfalls klassisch-ethischen Begriffen der Humanität und Gerechtigkeit. Zur Einführung in den Denkhorizont sowie der Textdarbietung und zweiten deutschen Übersetzung (Erstübersetzung 1787) der ethischen Teile des lactanzischen Hauptwerks in Band I bietet die Studie in Band II eine Interpretation lactanzischer Ethik und den Versuch ihrer Kontexteinbettung in die Geschichte von Augustin bis zu Wilhelm von Ockham. Neben Aufschlüssen über den Beginn christlicher Ethik als wissenschaftlicher Disziplin lassen sich so auch zahlreiche Aufschlüsse über die Interpretation von Naturrecht für Cicero und die römischen Juristen sowie für die patristische und mittelalterliche christliche Tradition erzielen.