Peter Weiss Jahrbuch für Literatur, Kunst und Politik im 20. Jahrhundert / Peter Weiss Jahrbuch für Literatur, Kunst und Politik im 20. Jahrhundert
Das fünfzehnte Peter Weiss Jahrbuch wird eröffnet mit dem Erstdruck von drei Erzählungen, die der aus Warnsdorf gebürtige deutsch-tschechische Dichter und Maler Peter Kien (1919–1944) in den dreißiger Jahren verfasste. In Theresienstadt, wohin er 1941 deportiert wurde, entwickelte sich Kien zu einer der führenden Persönlichkeiten des dortigen Kunstlebens, bevor er 1944 nach Auschwitz transportiert und dort ermordet wurde. Ein Porträt des vielseitigen Künstlers mit bislang nicht publizierten Fotografien ergänzt den Abdruck der Erzählungen.
In den Analysen geht es um die interkulturellen Perspektiven, die in Peter Weiss’ Roman Die Ästhetik des Widerstands (1975–81) angelegt sind; um einen Vergleich des aus dem Nachlass publizierten Stücks Inferno (1964) mit dem daraus entstandenen Libretto von Johannes Kalitzke und der Uraufführungsinszenierung dieser Oper; um die Verbindung des Politischen und Sexuellen in den Notizbüchern und anderen Werken von Peter Weiss; um die Artikulationsschwierigkeiten »gefesselter« Individuen vor allem im Werk von Ingeborg Bachmann, nicht ohne Seitenblicke auf verwandte Konstellation bei Weiss, Paul Celan, Nelly Sachs, Marie Luise Kaschnitz oder Ilse Aichinger; um die unterschied¬liche Konfiguration von Raum und Zeit vor allem in Zusammenhang mit Todeserlebnissen in den Romanen Um Leben und Tod (1997) von Hermann Kinder und Abschied (2003) von Sabine Peters; sowie um den Roman Sonnenflucht (2005), den dritten Teil der Sisyfos-Tetralogie von Erasmus Schöfer.
Rezensionen zu neu erschienenen Büchern von Rainer Gerlach, Jörg Wollenberg, Anke van Kempen, Norbert Otto Eke und Hartmut Steinecke sowie Gila Lustiger schließen den Band ab.