Pflanzen in der Krebstherapie des 18. bis 20. Jahrhunderts unter Berücksichtigung ihres Einsatzes in der Homöopathie
Kerstin Grothusheitkamp
Pflanzliche Wirkstoffe oder deren Derivate machen unter den heute gegen Krebs verwendeten Zytostatika einen verhältnismäßig kleinen, jedoch nicht unbedeutenden Teil aus. Diese stammen zum Teil aus Heilpflanzen, die über eine jahrhundertelange medizinische Tradition verfügen. Hierzu zählt zum Beispiel das in Nordamerika heimische Schildförmige Fußblatt (Podophyllum peltatum L.). Bereits 1862 berichtete ein britischer Arzt von der tumorhemmenden Wirkung der Pflanze bei „krebsartigen Geschwüren“. Seine Beobachtungen fanden jedoch keine Beachtung und erst in den 1940er-Jahren wurde die Pflanze pharmakologisch untersucht. In historisch-medizinischen Quellen findet sich eine Vielzahl weiterer Pflanzen, die in der Vergangenheit zur Behandlung „krebsartiger Geschwüre“ genutzt wurden. Die meisten dieser Heilpflanzen gelten heute jedoch als obsolet oder werden nur noch in der Homöopathie verwendet. Die vorliegende Studie untersucht Heilpflanzen, die vom 18. bis 20. Jahrhundert in der Allopathie und Homöopathie bei Krebs eingesetzt wurden. Vor dem Hintergrund zeitgenössischer Krankheitskonzepte und Therapiemethoden wird die traditionelle Anwendung sechs ausgewählter Pflanzen analysiert und unter Berücksichtigung aktueller pharmakologischer Studien einer Plausibilitätsprüfung unterzogen. Die meisten dieser Pflanzen enthalten pharmakologisch hochwirksame Inhaltsstoffe, die es lohnt, weiter zu erforschen. Es erstaunt zudem, dass viele traditionelle Heilpflanzen der allopathischen Krebstherapie auch in der klinischen Homöopathie bei Krebs empfohlen werden. Einige Pflanzen der indigenen Flora Nordamerikas wurden sogar mit dem Anwendungsgebiet „Krebs“ in die homöopathische Materia medica eingeführt. Die Studie folgt erstmals einem parallelen Forschungsansatz und leistet damit nicht nur einen Beitrag zur historischen Arzneipflanzenforschung, sondern auch zur Geschichte der Homöopathie.