Pfunds Molkerei in Dresden
Christine Brühl
Die Zahl der Menschen, die in die Stadt drängte, wurde immer größer, und der Bedarf an Milch und Käse immer stärker, doch es mangelte an Nachschub. Wer hatte beim Abschied vom Landleben schon daran gedacht, daß es in der Stadt zwar Arbeit geben werde, aber keine Kühe? Und die wenige Milch, die den Stadtbewohner nach langem und mühseligem Transport schließlich erreichte, war meist sauer, weil sie unterwegs schlecht oder gar nicht gekühlt worden war.
Das sah Paul Pfund nicht lange an. Wenn der Mensch die Kuh verläßt, muß die Kuh eben zum Menschen kommen, dachte er, erwarb gemeinsam mit seiner Frau Mathilde ein Grundstück mit Laden in der Görlitzer Straße, gegenüber der Volksschule, und zog 1879 mit sechs Schweinen und Kühen mitten in die Dresdener Neustadt.
Und siehe da, was auf dem Land ganz selbstverständlich ist, wurde in der Stadt plötzlich zur Sensation. Paul Pfund ließ öffentlich Kühe melken, und alle Welt pilgerte in die Görlitzer Straße, um dabei zuzusehen.