Philosophische Entwürfe und Tagebücher 1846
Philosophie der Mythologie und reinrationale Philosophie
Lothar Knatz, Hans Jörg Sandkühler, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Martin Schraven
Der Jahreskalender 1846 – er enthält zugleich die Eintragungen zum Januar 1847 – umfasst wesentliche, immer wieder variierte Vorarbeiten Schellings zum Problem einer ‚philosophischen Religion‘, zur Neuaufnahme der ’negativen‘, nun als ‚reinrational‘ verstandenen Philosophie und zu deren Stellung innerhalb der ‚positiven‘ als der ’neuen‘ Philosophie. Diese Thematik bestimmt auch die dem Kalender beigelegten 18 losen Blätter. Im Zentrum von Schellings Denken steht jetzt die Philosophie der Mythologie als Philosophie des geschichtlichen Werdens Gottes, des Seins und des Seienden; Schelling hat sie letztmalig im Wintersemester 1845/46 in Berlin vorgetragen. In diesem Kontext sind Auseinandersetzungen mit der Tradition und mit philosophischen Zeitgenossen von Bedeutung: Die Kritik an Spinoza, der auffällig häufige würdigende Bezug auf Kant, die Abgrenzung gegenüber der Kategorienlehre Trendelenburgs, die Kritik der spekulativen Theologie Richard Rothes und nicht zuletzt die Auseinandersetzung mit der Enzyklopädie und Logik Hegels, dessen Rationalismus der Vernunft als Substanz Schelling verwirft.
Schelling hat auch durch seine späte Philosophie der Berliner Zeit großen Einfluß ausgeübt. Ein Dokument der Wirkung und Verehrung, die ihm entgegengebracht wurde, ist die Rede Joseph von Goluchowskis zu seinem Geburtstag im Jahre 1846, die im Anhang abgedruckt ist.