Pilgern im alten Bistum Minden
Unterwegs auf dem Sigwardsweg von Minden nach Idensen
Wolfhard Winkelmüller
“Ich bin, der ich war, ich war aber nicht, der ich bin.“ Im Tympanon seiner Grabeskirche in Idensen war dieser Spruch Bischofs Sigward von Minden (1120–1140) eingemeißelt. Hierhin führt uns der Pilgerweg durch das alte Bistum Minden. Die unverändert erhaltene romanische Kirche mit ihren kostbaren Fresken, die zu den ältesten im deutschen Sprachraum zählen, ist nicht nur das Ziel von Kunsthistorikern, sondern zunehmend auch von Pilgern. Sie machen sich vom Bischofssitz, dem 1200 Jahre alten Minden, aus auf den Weg und suchen die Ruhe und Spiritualität der Heiligen Orte. Die Route führt über Mittelgebirge, in die Tiefebene, durch Wälder und Flussauen. Der Pilger betritt Kirchen aus der Missionszeit, Klöster, Kapellen und Herrschaftssitze. In dem alten Kulturraum, der heute durch Grenzen von Bundesländern und Landeskirchen zerteilt ist, erlebt er die reiche Vergangenheit und die Zeugnisse des tiefen Glaubens unserer Vorfahren. Überraschende Begegnungen am Wege mit längst Vergangenem, Wendemarken im eigenen Leben und die Fundamente des eigenen Glaubens werden ihm bewusst. Am Ende weiß der Pilgernde eine Antwort auf Sigwards Frage: „Wer bin ich wirklich, was hat sich verändert, was gehört unverzichtbar zu mir?“