Politische Religion und Katholizismus
Geltungsgeschichten im faschistischen Romanità-Kult
Hans Maier, Claudia Mueller, Heinrich Oberreuter, Manfred Spieker
Roma caput mundi – Ursprung des Römischen Reiches, Zentrum der römischen Weltkirche, Hauptstadt des Faschismus. In Rom materialisiert sich das von Konsens und Konkurrenz gleichermaßen geprägte Verhältnis von politischen und religiösen Weltdeutungen. Die Spuren imperialer Hegemonie und kriegerischer Macht haben sich in Rom ebenso eingeschrieben, wie der universale Geltungsanspruch religiöser Ordnung. Auf dieser Basis rechtfertigte der faschistische Romanità-Kult der 1930er Jahre eine religiös-politische Heilsvision, die ein doch nur scheinbar einvernehmliches Miteinander des Faschismus mit dem Katholizismus beschwor. Am Beispiel der Mostra Augustea della Romanità untersucht Claudia Müller die religiösen Prägungen des Faschismus und die faschistischen Deutungen des Katholizismus. Mit einem soziologischen Instrumentarium plädiert sie für eine differenzierte Analyse von innerweltlichen Sakralisierungsmechanismen in Bezug auf Religionen und geht dabei weit über die diplomatischen Beziehungen zwischen Kirche und Staat hinaus.