Porzellan, Flanell & Leder
Zur Geschichte der gewerblichen und industriellen Entwicklung der thüringischen Stadt Pößneck 1800-1862
Volkmar Billeb, Gerd Henniger
Das Städtchen Pößneck, im Osten des heutigen Freistaates Thüringen gelegen, war von alters her ein Ackerbürgerstädtchen, in dem sich auf der Basis regionaler Landwirtschaft insbesondere die Gewerbe der Tuchmacher und der Gerber herausgebildet hatten. Speziell die Tuchmacherinnung und nicht zuletzt der Handel mit Wollzeug und Leder hatten dazu beigetragen, daß sich Pößneck bis Ende des 18. Jahrhunderts zu einer relativ wohlhabenden Stadt entwickeln konnte. Im 19. Jahrhundert setzte eine zunehmende Industrialisierung ein, die von umfangreichen Differenzierungen innerhalb der Wirtschaft gekennzeichnet war. Nach der Einführung der Gewerbefreiheit 1862 vertieften sich die Gegensätze zwischen konservativen Meistern und progressiven Unternehmern weiter.
Das Buch zeichnet die wirtschaftliche Entwicklung in Pößneck der Jahre 1800 bis 1862 am Beispiel dreier Wirtschaftszweige nach: der Porzellanproduktion, des Textilgewerbes und der Gerberei.
Im Jahre 1800 bekam Tobias Albert die Genehmigung, eine Porzellanfabrik in Pößneck zu errichten. 1853 gesellte sich die Porzellanfabrik von Emil Eberlein dazu. Anno 1801 wirkten insgesamt 195 Tuchmachermeister in der Stadt. 30 Jahre später zählte man 110 Selbständige, von denen 103 allerdings nach wie vor nur einen Webstuhl besaßen und die aufgrund der englischen Fabrikware in teils große wirtschaftliche Nöte gerieten. Staatliche Protektionsmaßnahmen sowie die zunehmende Maschinisierung der Produktion halfen dem Gewerbe aber wieder auf die Sprünge. Auch mechanische Spinnereien und Färbereien arbeiteten zeitweise mit größerem Erfolg. Dagegen war die Anzahl der Tuchscherer in der Stadt nie sonderlich groß, da die Tuchmacher größtenteils Flanelle herstellten, die nicht von den Tuchscherern nachbearbeitet werden mußten. Das Gerbergewerbe wiederum hatte umfassendere Bedeutung, was neben einer ansehnlichen Lederproduktion auch eine mittlere Umweltkatastrophe im Kotschaubach zur Folge hatte.
Zahlreiche Abbildungen und reiches Quellenmaterial veranschaulichen die Darstellung einer interessanten Periode des wirtschaftlichen Wandels.