Postmoderne Astronavigation
Mit der Sonne unterwegs
Helmut Hoffrichter
Postmoderne Astronavigation ist eine neue Methode, mit einem Sextanten zu navigieren, die sich im Gebrauch von der Satellitennavigation nur deshalb unterscheidet, weil natürliche Himmelskörper ihre Bildpunktentfernung nicht mit Funksignalen übertragen können. So muss diese manuell gemessen werden.
Das Gissen des eigenen Standortes, die Beschickung von Sextantenablesungen, das Ausrechnen komplizierter Formeln, das Suchen in Tafelwerken und das Anfertigen von Zeichnungen sind damit obsolet. Niemand braucht für eine Anwendung dieser neuen Methode Kenntnisse in Mathematik oder Astronomie.
Obwohl direkte Verfahren zur Standortbestimmung schon sehr lange bekannt waren, konnten sie sich nicht etablieren, weil es keine Computer gab. So muss die im Jahre 1875 von dem französischen Seeoffizier Marcq Saint Hilaire geschaffene grafische Näherungsmethode als Notlösung gesehen werden, die nur ihrer Zeit geschuldet war. Sie wurde erst von der Satellitennavigation abgelöst.
Der Autor beginnt mit einer Reise durch die Geschichte der astronomischen Navigation. Im Kontrast dazu folgt die Beschreibung einer praktischen Anwendung der Postmodernen Astronavigation auf einem Tablet. Nach Behandlung des Themas Höhenmessung mit dem Sextanten folgen mathematische Betrachtungen der alten Verfahren zur analytischen Standortbestimmung. Diese werden in einer gemeinverständlichen und erklärenden Form vorgetragen. Der Leser muss deshalb kein Mathematiker sein, um den Stoff aufnehmen zu können. Da allen Beschreibungen das Navigationsgestirn Sonne zugrunde liegt, wird auch gezeigt, wie Greenwichwinkel und Deklination der Sonne berechnet werden.
Der Anhang enthält einen Ausschnitt aus dem Original einer historisch bemerkenswerten Arbeit von Carl Friedrich Gauß aus dem Jahre 1809, worin er eine analytische Lösung des Zweihöhenproblems darlegt. Auf Inhalte dieser Publikation wurde in der nautischen Literatur seitdem nie wieder eingegangen.