Pulsdiagnostik und Homöopathie
Eine Semiotik des Pulses und ihre Entsprechung in der homöopathischen Materia medica
Jens Ahlbrecht
Die moderne Medizin ist u.a. durch eine immer weiter perfektionierte Diagnostik auf der Basis von bildgebenden Verfahren und Laboruntersuchungen, zugleich aber auch durch eine zunehmende Entfremdung vom kranken Menschen gekennzeichnet.
In früheren Jahrhunderten dagegen waren die Ärzte in erster Linie auf die Wahrnehmung und Interpretation objektiver und subjektiver Krankheitszeichen angewiesen. Aufbauend auf den historischen Erfahrungswerten entwickelten sie eine sich immer weiter verfeinernde Lehre der Semiotik, mit deren Hilfe auf rein phänomenologischer Grundlage aus einer bestimmten Kombination von an einem Kranken wahrnehmbaren Zeichen auf die Natur der Erkrankung geschlossen und Prognosen über den zu erwartenden Verlauf abgeleitet werden konnten.
In der Überzeugung von der nach wie vor gegebenen Praxisrelevanz dieses Erfahrungswissens will das vorliegende Buch am Beispiel der Pulsdiagnostik einen kleinen Beitrag zur Wiederentdeckung der Semiotik leisten.
Zu diesem Zweck werden in Pulsdiagnostik und Homöopathie zentrale Texte zur Semiotik des Pulses aus dem 19. Jahrhundert wieder zugänglich gemacht; die Beiträge von Berends (Auszug aus „Handbuch der praktischen Arzneiwissenschaft“), Hufeland (Auszug aus „Enchiridion medicum“), Albers (Auszug aus „Lehrbuch der Semiotik“) und Peters (Auszug aus „Principles and Practice of Medicine“, Übersetzung von Jens Ahlbrecht) beschreiben detailliert und höchst anschaulich die einzelnen Pulsqualitäten und deren diagnostische Bedeutung.
Darüber hinaus enthält „Pulsdiagnostik und Homöopathie“ zwei Werke zur repertorialen Erfassung der Puls-Symptome (aus G.H.G. Jahrs Systematisch-Alphabetischem Repertorium und C. M. Bogers Boenninghausen’s Characteristics and Repertory) sowie eine homöopathische Materia medica der Puls-Symptome von 180 homöopathischen Arzneien. Grundlage der Materia medica sind die reinen Prüfsymptome, wie sie von Hahnemann, Hartlaub, Trinks, Müller, Noack, Rückert, Possart, Hering u.a. in eigenen Arzneimittellehren oder in Periodika wie etwa Stapfs Archiv der homöopathischen Heilkunst veröffentlicht wurden.