Quodlibet secundum
Heinrich von Lübeck, Ubaldo Villani-Lubelli
In der Zeit von 1250 bis 1350 gab es in Deutschland eine hochentwickelte, reich differenzierte Philosophie, die sich, von Albertus Magnus ausgehend, in ständiger Auseinandersetzung mit den von Paris kommenden Impulsen entwickelte und sowohl in geistes- wie naturwissenschaftlicher Hinsicht eine Sonderstellung behauptete. Die sogenannte »Deutsche Mystik« findet hier ihren Ursprung.
Außer Meister Eckhart zählen zu den bedeutendsten Autoren dieses Zeitraums Dietrich von Freiberg, Ulrich von Strassburg, Heinrich von Lübeck und Berthold von Moosburg. Von ihren Werken ist allerdings nur ein verschwindend kleiner Teil ediert. Gerade die Interpretation Meister Eckharts beweist jedoch, welche Fehlschlüsse möglich sind, weil der unmittelbare Kontext nicht hinreichend erschlossen ist. In der Vergangenheit wurden diese Autoren, deren geschichtlicher Rang und deren Einfluß auf die Entwicklung der deutschen Sprache und Literatur unbestritten sind, vielfach zu isoliert betrachtet.
Im Corpus Philosophorum Teutonicorum Medii Aevi (CPTMA) werden kritische Ausgaben der fast ausnahmslos ungedruckt gebliebenen Texte ediert. Erst eine vergleichende Betrachtung macht den Zusammenhang und den Reichtum bedeutsamer Varianten im Spannungsfeld von Aristotelismus, Neuplatonismus, arabischer Tradition und Albertinismus sichtbar. Die Ausgaben des Corpus Philosophorum Teutonicorum Medii Aevi sind der Schlüssel zu einem angemessenen Verständnis der »Deutschen Mystik«. Sie dokumentieren den Anfang der Philosophie in Deutschland.