Randomisierte prospektive Studie zur Beeinflussung der Th1/Th2- und Monokinantwort nach Immunglobulin-Induktionstherapie bei nierentransplantierten Patienten ‒ 3- und 5-Jahres Follow-up Daten
Bogumila Bartylak
Eines der wichtigen Ziele in der Transplantationsmedizin ist es das Transplantat-überleben und somit auch das Patientenüberleben stets zu verbessern. Aus diesem Grund ist das Erforschen neuer Therapiestrategien ein wichtiger Schritt in diese Richtung.
Staak untersuchte in einer randomisierten prospektiven Pilotstudie die Beeinflussung der Th1/Th2- und Monokinantwort nach Immunglobulininduktionstherapie bei 50 nierentransplantierten Patienten, die per Losentscheid einer Therapie mit Immunglobulinen (7 x 10 g i.v.; 81,7% IgG, 5,7% IgM, 12,6% IgA) oder Albumin (7 x 10 g i.v.) zugeführt wurden. Sie konnte zeigen, dass es an Tag 30 nach der Transplantation in der IVIG-Gruppe zu einem Anstieg der Interleukin-10-Produktion der CD14+ Monozyten kam. Dies war 4 Monate nach Transplantation gefolgt von einer herabgesetzten Monozytenaktivierung (erniedrigter Neopterinspiegel) und ein Jahr nach Transplantation von einer deutlich reduzierten CD4-Helferaktivität in der Immunglobulin-Gruppe. Diese immunologischen Langzeiteffekte ließen günstige Effekte der Immunglobuline auf das Langzeitüberleben des Transplantates vermuten. Des Weiteren führte die Immunglobulin-Induktionstherapie in der Frühphase nach Transplantation zu einem Anstieg immunregulatorischer Antikörper, von denen zuvor Transplantat-protektive Effekte gezeigt werden konnten. Eine geringere Proteinurie in der IVIG-Gruppe 4 Monate und 1 Jahr nach Transplantation wies auf mögliche günstige Effekte der Immunglobulintherapie auf das Transplantat-Outcome hin.
Es konnten auch höhere Immunglobulinspiegel in der IVIG-Gruppe bis Tag 20 nach Transplantation nachgewiesen werden.
Die hier vorgestellte Studie stellt ein Follow-up bis zu 5 Jahre nach Transplantation dar, wobei immunologische und klinische Daten 3 Jahre und ausschließlich klinische Daten bis 5 Jahre nach Transplantation erhoben wurden. In dieser Studie ließ sich bis 5 Jahre nach Transplantation kein positiver Einfluss der Immunglobulin-Induktionstherapie auf das Transplantatüberleben (72% IVIG versus 76% Non-IVIG) oder die Transplantatfunktion nachweisen. Auch die Inzidenz akuter Rejektionen war in beiden Gruppen vergleichbar (16% IVIG versus 20% Non-IVIG). Weiterhin konnte kein signifikanter Unterschied hinsichtlich chronischer Transplantatdysfunktion gezeigt werden (32% IVIG versus 43% Non-IVIG, P = 0,42). Die Häufigkeit schwerer Infektionen, von CMV-Erkrankungen oder CMV-Virämie unterschied sich in beiden Gruppen zu keinem Zeitpunkt signifikant.
Die Ergebnisse der immunologischen Untersuchungen, wie Th1/Th2- und Monokinantwort, zeigten ebenfalls keinen Effekt der IVIG-Induktionstherapie 3 Jahre nach Transplantation.
Zusammenfassend weisen die Daten darauf hin, dass eine IVIG-Induktionstherapie Transplantat-protektive immunologische Effekte bis zu einem Jahr nach Transplanta-tion zeigt. Allerdings lassen sich 5 Jahre nach Transplantation keine positiven Effekte der Immunglobulingabe auf das Transplantatüberleben, die Transplantatfunktion und das Infektionsrisiko in diesem Patientenkollektiv mit niedrigem immunologischen Risiko nachweisen.