„Rassengerechtigkeit“ und Fetischisierung von Land
Kritik der Landreform in Namibia
Malte Thran
Seit der Unabhängigkeit Namibias 1990 ist die Landfrage ein viel diskutiertes Thema. „Armutsbekämpfung“ lautet die offizielle Begründung für die Umverteilung von Farmland in den kommerziellen Gebieten. Um die Bekämpfung von Armut geht es dabei jedoch überhaupt nicht, weist Malte Thran nach. Vielmehr wird von der namibischen Politik die Herstellung von „Rassengerechtigkeit“ angestrebt: die Verteilung von Grundeigentum soll die Zusammensetzung der Bevölkerung nach „Rassen“ widerspiegeln. In dieser Zielsetzung wird von der sozioökonomischen Lage der „vormalig benachteiligten“ Neufarmer ebenso abgesehen wie von negativen Folgen der Landreform für Farmarbeiter. Darüber hinaus gilt Land in Namibia als Fetisch. Der Landreform liegt der Glaube zugrunde, dass die Umverteilung von Boden an „loyale Namibier“ einen „zweiten Befreiungskampf“ zu seinem siegreichen Ende führe. Dass die Landreform auf diese Weise zwar keine Armut beseitigt, aber neue Eliten fördert und einen postkolonialen Nationalismus in die Tat umsetzt, zeigt Malte Thran schließlich exemplarisch an verschiedenen sozioökonomischen Verläufen des umstrittenen Resettlement-Programms.