Re-education durch Rechristianisierung?
Die Stellung der hannoverschen Landeskirche zu NS-Herrschaft und Demokratiegründung nach 1945
Axel Wunderlich
Der demokratische Neubeginn in Deutschland nach 1945 stellte für die evangelische Kirche eine besondere Umstellung dar, da sie mehrheitlich der Weimarer Republik skeptisch bis ablehnend gegenüber gestanden und die „Machtergreifung“ Hitlers positiv aufgenommen hatte. Hinzu kam, dass wesentliche Orientierungspunkte gerade des lutherischen Protestantismus, die Nation und die weltliche Obrigkeit, 1945 ihre Gestalt verändert hatten: Deutschland war geteilt und durch die Alliierten besetzt. Der Umgang der hannoverschen Landeskirche mit dieser Situation wird in der vorliegenden Arbeit für den Zeitraum 1945 bis 1955 untersucht. Dabei wird der Beitrag der Landeskirche zur politischen Kultur der Nachkriegszeit anhand von Äußerungen der Kirchenleitung, der Landessynode sowie zweier Zeitungen („Sonntagsblatt“ und „Botschaft“) bemessen. Die beiden Landesbischöfe dieser Jahre, August Marahrens (bis 1947) und Hanns Lilje (ab 1947), spielten über die Grenzen der Landeskirche hinweg eine wesentliche Rolle.